PATCOOL – Pouch, Faltboote & Ersatzteile

Original-Text von 1961, unbekannter Autor aus dem Bitterfelder Raum, recherchiert von Marian Gunkel (faltboot.org)

Mit Weidenkörben hat „Pouch“ einst begonnen

Durch Zufall zum Faltbootbau gekommen – Weltgeltung eines volkseigenen Betriebes

Bitterfeld (sk.) Als 1945 der Hitlerfaschismus zerschlagen war, rückten auch in der Gemeinde Pouch im Kreise Bitterfeld die Alteingesessenen zusammen und nahmen Umsiedler in ihren Häusern auf. Aber wie ihnen Arbeit verschaffen? Der Rat des Kreises beschloß schließlich, den Betrieb eines Mannes dafür zu verwenden, der es vorgezogen hatte, sein „Heil“ im westlichen Deutschland zu suchen. Und da als einzig verfügbares Rohmaterial die Weiden am Ufer der am Dorf vorbeifließenden Mulde zur Verfügung standen, wurde ein Betrieb geschaffen, in dem nun 40 Menschen Weidenkörbe zu flechten begannen. Das war zugleich der Gründungstag eines volkseigenen Betriebes, der nach einem geradezu märchenhaften Aufstieg heute Weltgeltung besitzt.

1949 waren die Muldeweiden „abgeerntet“. Damals herrschte bei uns die „Igelitzeit“. Deshalb schaltete man auch in Pouch darauf um und fertigte nun Schuhe und Regencapes aus diesem Material an. Das ging aber auch nur bis 1951, denn da wollte niemand mehr etwas von Igelit wissen. Aber Arbeitsschutzbekleidung und Täschnerwaren wurden dringend gebraucht. Also schaltete man in Pouch auf diese Produktion um.

Inzwischen – so um die Gründung unserer Republik herum hatte das wahre Märchen von Pouch begonnen. Zufällig interessierte sich der damalige Werkleiter für den Faltbootsport. Deshalb begann er, sich selbst eins zu bauen. Bald aber stellte er fest, daß ihm dafür doch allerlei Kenntnisse und Fähigkeiten fehlten. Die aber hatte der im nahen Bitterfeld wohnende erfahrene Wassersportler und -trainer Schmidt. Der Werkleiter wandte sich also an diesen mit der Bitte, ihm zu helfen. Von da ab saßen die beiden Männer so manchen Abend nach Dienstschluß zusammen, bastelten und knobelten. Mit primitivsten Mitteln, wurde das erste Boot gebaut, wobei die notwendigen Werkzeuge teilweise selbst hergestellt werden mussten. Dabei erfand der „Lehrer“ Schmidt „ganz nebenbei“ noch eine neue Konstruktion für die Längswandstabilität, auf die er sogar das Patent erhielt. Die beiden probierten weiter. Und als 1953 die Produktion der Arbeitsbekleidung und der Täschnerwaren in Pouch auslief, waren sie soweit, daß der Beschluß gefaßt wurde, nun dort überhaupt Faltboote zu bauen. Der bisher freiwillig helfende Fachmann Schmidt wurde als Technischer Leiter engagiert.

Die Pouch-Boote erwarben sich schnell Anerkennung, so daß unsere Regierung 1955 den Beschluß fassen konnte, die bisher auch in einem Sonneberger Betrieb liegende Produktion nach Pouch zu verlegen und ferner dort mit der Herstellung von Luftmatratzen für die inzwischen stark gewachsene Zahl der Campingfreunde zu beginnen. 1957 kamen ferner Zelte, Schlafsäcke und andere Campingartikel hinzu. Inzwischen war die Belegschaft auf 240 Menschen angestiegen. Die Nachfrage stieg so erheblich, daß Pouch nicht mehr allein imstande war, sie zu befriedigen. In erster Linie nach Dänemark, aber auch nach Westdeutschland, Belgien, Holland, der Sowjetunion, Ungarn, Rumänien, der CSSR, Norwegen, Irland, den USA und der Schweiz wurde exportiert.

Während Pouch den Wandereiner und -zweier, den Reisezweier und das Kielsportboot behielt, übernahm die Wismarer Matthias-Thesen-Werft den Bau des Motor- und Segelfaltbootes D-110, aus dem sie dann den Katamaran, ein Doppelrumpfboot, entwickelte, das auf der letzten Leipziger Frühjahrsmesse Aufsehen erregte.

Heute verlassen in jedem Jahr etwa 5000 Faltboote und dazu etwa 18000 bis 20000 Zelte der verschiedensten Art neben anderen Campingartikeln das Werk in Pouch. 30 Prozent davon gehen ins Ausland.
Zur Zeit tragen alle Erzeugnisse von Pouch das Gütezeichen 1. Aber im kommenden Jahr soll das „Q“ des Qualitätserzeugnisses daraus werden, indem durch den Aufbau einer Tauchanlage auch der letzte Mangel, der in der Lackierung der Holzteile mit der Hand liegt, beseitigt ist. Ferner sollen ab 1962 auch die Einzelteile als Normteile angefertigt werden, wodurch abermals die Arbeitsproduktivität gesteigert und der Ausstoß vergrößert werden wird.

Mit Weidenkörben begannen einst in Pouch 40 Menschen, heute bauen 240 dort Faltboote, die in allen Teilen der Welt höchste Anerkennung genießen. Dieser Werdegang klingt wie ein Märchen, ist aber eine Realität, ein wunderbarer Beweis dafür, was in unserem Staat möglich ist, in dem die schöpferischen Kräfte der Bevölkerung voll wirksam sein können.“

PATCOOL Faltbootshop Werder, Adolf-Damaschke-Straße 56-58, 14542 Werder

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